Heute fahren wir vom Nordosten der Insel in den Südosten. Das Wetter ist ganz leidlich und unsere Reiseleiterin lässt unseren Busfahrer Goje die Route über die Berge nehmen, weil dort die Landschaft noch abwechslungsreicher ist … sein soll. Leider haben wir nämlich die Rechnung ohne die örtlichen Feen gemacht, die gerade schlechte Laune haben und uns mal wieder im Nebel versacken lassen. Von einem Moment auf den anderen beträgt die Sicht unter 10 Meter. Wahrscheinlich verflucht Goje uns lautlos, während er uns durch die weiße Suppe navigiert. Am Ende der Nebelfront machen wir Stopp an einem Wasserfall. Der vierte in diesem Urlaub und der vierte ohne Sonne.
Wir fahren weiter nach Osten. An der Nordostküste scheint kurzzeitig die Sonne, dann herrscht wieder das Einheitsgrau. Die einizigen, die sich an den schwarzen Stränen wohlfühlen, sind die Schafe.
Als wir uns dem Vatnajoküll nähern, Europas größtem Gletscher, wo wir eine Fahrt durch die Gletscherlagune machen wollen, kommt irgendein Troll auf den lustigen Einfall, es regnen zu lassen. Aber meine neu geknüpften Beziehungen beim Bundesamt für magische Wesen zeigen Wirkung. Ich mache eine Eingabe und erwirke 10 Minuten Sonne für die Fahrt durch die Eisschollen und Minieisberge. Wir trinken stilvoll Whiskey aus Plastikbechern mit 1000-jährigem Gletschereis. Skál!
Wir übernachten am Fuße des Gletschers im Nichts. Ein Containerhotel mitten in der Landschaft. Ringsumher Stille und Weite. Das wäre ein passender Ort zum Meditieren. Stattdessen schauen die meisten von uns das Spiel Deutschland – Brasilien. Wir anderen zählen die Tore anhand der Jubelschreie. Jetzt fehlt zu unserem Glück nur noch Sonne bei der morgigen Wanderung zum fünften Wasserfall.
Übrigens ist das Essen in den Hotels großartig. Zum Frühstück gibt es unter anderem leckeren Hering und Waffeln zum Selberbacken (aber nicht, dass ihr jetzt denkt, ich würde das zusammen essen! 😉 ). Aber unser Mitreisender Malte besitzt irgendeine geheime Anziehungskraft. Nachdem ihm im zweiten Hotel eine Kellnerin Bier über das Hemd geschüttet hat, ist es diesmal immerhin nur Wasser. Auf Island kann man nicht nur Vulkanismus studieren, sondern auch das Gesetz der Serie. 🙂