Unser Hotel Atlantica Bay in einem Vorort von Limassol (Lemesos) hat nach der Winterpause gestern erst wieder eröffnet. Wir sind fast die einzigen Gäste. Das ist gut und schlecht. Gut, weil es ruhig ist und es am Buffet keine Schlacht zu schlagen gilt – im Gegenteil haben wir ein regelrechtes Schlemmerbuffett ganz für uns allein. Schlecht, weil die Heizung erst noch anlaufen muss. Gestern war unser Zimmer ungemütlich kalt. Ich habe die Klimaanlage auf Heizfunktion gestellt und auf 30 Grad gedreht, aber wärmer wurde es deshalb nicht. Also haben wir mit Socken und der dicken Decke aus dem Schrank geschlafen. Irgendwannn in der Nacht wurde es dann doch warm – zu warm.
Heute war schönes Wetter, aber es wehte ein eiskalter Wind und die Sonne versteckte sich immer wieder hinter Wolken. Ich hätte doch die warme Fleecejacke mitnehmen sollen. Morgen ziehe ich auf jeden Fall meinen Anorak an. Dann trage ich fast dasselbe wie auf Island. Hmm. Nein, nein, es ist viel sonniger als dort, auch wenn uns heute wieder ein kurzer Regenschauer ereilt hat. Da hatten wir die Besichtigung der Ausgrabungsstätte von Kourion aber gerade beendet und saßen wieder im Bus. Das nenne ich Timing!
Besichtigungen Tag 1
Unsere Reiseleiterin Elena ist klasse. Sie erzählt total spannend und emotional und hat eine rauchige Reibeisenstimme mit einem Lachen, das sogar noch das der Staatsanwältin aus den Boerne-Thiel-Tatorten übertrifft.
Das Programm heute ist sehr abwechslungsreich: Die Altstadt von Limassol, in der massives Geschäftssterben herrscht, und die neue Marina, deren Bau sich durch die Wirtschaftskrise verzögert hat. Danach dürfen wir in einer Plantage Tangerinen (eine Kreuzung aus Orangen und Mandarinen), Zitronen und Grapefruits pflücken. Besonders die Zitronen duften herrlich fruchtig und die Schale ist ungespritzt. Wir werden sie zu Hause abreiben und einfrieren. Imposant ist die ehemalige Johanniterburg in Kolossi, doch noch interessanter der rosa Pfefferbaum, der im Garten wächst. Weiter geht es zur Ausgrabung des antiken Stadtkönigtums Kourion. Im Haus des Eustolios sind noch einige gut erhaltene Mosaike zu bewundern.
Unser Mittag nehmen wir in einer ehemaligen Dorfschule von Monagri ein, die nicht mehr in Betrieb ist, weil auch auf Zypern die Dörfer langsam aussterben, da die Leute zunehmend in die Städte ziehen. Zum Essen gibt es gegrilltes Schweinefleisch, Frikadellen mit Minze, Tsatziki ähnlichen Quark (ebenfalls mit Minze) und Halloumi, den zypriotischen Grillkäse. Lecker. Außerdem kaufen wir Orangen- und Zitronenmarmelade. Die Citrusplantagen werden allerdings auch immer weniger, da sich der Anbau nicht mehr lohnt. Bald werden dort, wo wir Orangen gepflückt haben, Golfplätze entstehen. Irgendwie finde ich das traurig. Da geht wieder ein Stück vom ursprünglichen Leben verloren. Aber so ist es ja überall. Das Gelände liegt übrigens in einem der Bereiche, die noch immer von den Briten verwaltet werden. Hier ist auch britische Polizei zuständig, wenn sich auf der Straße beipspielsweise ein Unfall ereignet.
Wir beschließen den Tag im Weindor Omodhos, dem schönsten Dorf Zyperns. Der Marktplatz mit seinen Maulbeerbäumen ist wirklich sehr malerisch, aber wie ausgestorben. Gut, das wundert bei dem kalten Wind nicht wirklich. Im Sommer wird wieder alles voller Touristen sein. Aber wir haben auch Glück, dass der Winter so kühl und regnerisch war, denn so blüht alles üppig – Rosmarin, Margeriten, Cyclamen (Alpenveilchen), Hibiscus – sogar die Mandelbäume, deren Blüte normalerweise schon vorbei wäre.