Wir fahren noch einmal in den türkisch besetzten Teil Zyperns. Unser Ziel ist diesmal Famagusta. Nachdem die Insel 1960 ein eigenständiger Staat wurde, begann hier der Tourismus zu boomen. Innerhalb von 14 Jahren wurde eine Kapazität von 60.000 Hotelbetten erreicht – und dann kam der Tag, an dem die Türken in Zypern einfielen. Die ersten Bomben fielen auf Famagusta, weil dort auch der Flughafen war. Auch einige der 80 Hotels fielen der Bombardierung zum Opfer. Später umzäunte die UNO das Hotelgelände, damit es nicht bebaut wird. Bis heute verfallen die Ruinen der Geisterstadt – als Faustpfand für künftige Verhandlungen noch immer Sperrbezirk – vor sich hin. Da fasst man sich echt an den Kopf.
Was noch von Famagustas Altstadt übrig ist, ist durchaus sehenswert. Die Blütezeit erlebte die Stadt zur Zeit der Kreuzritter, als sie nach dem Fall von Akko zur Drehscheibe des Handels zwischen Abendland und Morgenland wurde. Die meisten Kirchen sind seit dem ersten Einfall der Türken 1571 Ruinen (angeblich gab es einst 365 davon, für jeden Tag des Jahres eine), nur die gotische Kathedrale wurde zur Moschee umfunktionert. Ein Jahr brauchten die Eroberer, um die venezianische Festung einzunehmen. Hier ist wohl auch Shakespeares ‚Othello‘ angesiedelt. Lecker und auch etwas fürs Auge sind die Kuchen, Kekse und Süßigkeiten bei ‚Patek‘, der österreichisch-türkischen Konditorei.
Salamis (auch nicht der Schauplatz der berühmten Seeschlacht)
Salamis war ein antikes Stadtkönigreich, das der Sage nach von einem der Kämpfer des Trojanischen Krieges gegründet und nach seiner Heimat (der Insel vor Athen) benannt wurde. In der Stadt lebten zu römischer Zeit über 100.000 Menschen. Das Theater hatte 25.000 Plätze, davon sind heute 5.000 ausgegraben und restauriert. Die Ruinen des nebenan gelegenen Gymnasiums und der gewaltigen Therme sind leider dem Verfall preisgegeben. Offenbar hofft die Türkei, dass die EU die Sicherung und Ausgrabung irgendwann finanziert.
Auf dem Rückweg statten wir noch dem Grab des Apostels Barnabas einen Besuch ab und besichtigen die Überreste eines der ältesten christlichen Mosaike aus dem 6.Jhd., das die Angriffe der Araber im 7. Jhd. glücklicherweise überstanden hat, obwohl die Kirche damals zerstört wurde. Im Salzsee von Larnaca erhaschen wir schließlich noch einen Blick auf ein paar Flamingos. Der Start der Flugzeuge auf dem Flughafen nebenan wird auf den Flug der Vögel abgestimmt, damit es nicht zur Kollision kommt.