Auf nach Angkor

_MG_2783Unser Flug wurde vom Morgen auf den Mittag verschoben. Ich nutze die freie Zeit, um mit Conny und Ingo aus Halle einen Bummel über den Alten Markt von Pakse zu machen, ein buntes Gewirr, in dem in einer riesigen überdachten Halle Waren aller Art angeboten werden, von lebenden Hühnern, Fischen und Krabben über Hühnerfüße, Würste und Räucherstäbchen bis zu Schuhen, Kleidung, Spielzeug, CDs und Schmuck. Zwischen Fleischständen und T-Shirts warten Friseure und Schneider auf Kundschaft. Draußen warten Lastenträger mit Körben und Karren darauf, die Einkäufe nach Hause zu transportieren. Ich erstehe einen großen Schal aus Pashmina in dezenter Farbgebung, die auch für den deutschen Herbst und Winter passend ist. Kunsthandwerk sucht der Tourist hier allerdings vergebens. Offenbar gibt es in dieser Hinsicht (noch) keinen Bedarf – zumindest in Pakse; Luang Prabang war etwas besser bestückt, wenn meine Erinnerung mich nicht trügt (damals war allerdings keine Zeit für Müßiggang und Shoppen, zumal unser Hotel nicht im Zentrum lag).

Um 11:30 Uhr brechen wir zum Flughafen auf. Vor uns auf der Straße fährt ein Moped. Der Fahrer hält in der linken Hand eine Säge mit ungeschütztem Sägeblatt. Na, den möchte man auch nicht überholen!

_MG_2273Unsere Propellermaschine französischen Fabrikats nach Siem Reap startet pünktlich um 13:10 Uhr. Der Flughafen ist sehr überschaubar und die Sicherheitskontrolle gestattet glücklicherweise die Mitnahme meiner Wasserflasche. Auch die Ankunft in Kambodscha geht problemlos und rasch über die Bühne. Rund zehn Beamte sorgen dafür, dass die Visa on arrival flott ausgestellt werden, so dass wir kurz darauf schon im Bus sitzen.

Es geht zunächst ins Nationalmuseum von Siem Reap, das erst vor etwa fünf Jahren eröffnet hat. Eine übersichtlich  gestaltete Ausstellung informiert über die architektonischen Perioden Angkors, die wichtigsten Könige und kunsthistorische Details. Wir testen unser ikonografisches Wissen über die hinduistischen Götter und erkennen Indra auf seinem dreiköpfigen Elefanten Erawan, den tanzenden Shiva und Shiva und Parvati auf ihrem Stier Nandi reitend.

_MG_2459Außerdem erfahren wir mehr über den Buddhismus. Während in den sinisierten Ländern (China, Tibet, Nepal, Japan, Korea, Vietnam etc.) der Mahayana-Buddhismus vorherrscht, ist es in den indisierten Ländern (Indien, Thailand, Laos, Kambodscha etc.) der Theravada-Buddhismus. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Strömungen besteht darin, dass der Mahayana-Buddhismus Bodhisattvas kennt, erleuchtete Wesenheiten oder von Güte und Mitgefühl geprägte Menschen, die ihren Eingang ins Nirvana verzögern, um anderen Wesen (Menschen und Tieren) dabei zu helfen, ebenfalls befreit zu werden. Der Boddhisattva des universtellen Mitgefühls heißt Avalokitehsvara. Oft wird er mit elf Köpfen und vielen Armen dargestellt, in jeder Handfläche ein Auge (sogenannter tausendarmige Darstellung), um zu zeigen, dass er alles sieht und jedem hilft. In China kennt man Avalokiteshvara als Guan Yin, in Japan als Kannon (beide häufig in weiblicher Erscheinungsform). Im Khmerreich war er als Lokeshvara bekannt und ist daran zu erkennen, dass in seinen Haaren oder seiner Mitra ein Buddha sitzt, um ikonografisch seine Niederrangigkeit auszudrücken. Im 14. Jahrhundert wechelte die Bevölkerung zum Theravada-Buddhismus, dessen Anhänger Bodhissatvas ablehnen, da sie glauben, dass jeder Mensch aus eigener Kraft zur Erlösung gelangen muss.

Nach so viel Kunst haben wir uns Abendessen verdient – und wir werden nicht enttäuscht: das Essen im Café Indochine ist französisch geprägt und vorzüglich. Insbesondere das Huhn mit Pfeffer.


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