Man könnte denken, es sei Frühling, dabei gibt sich nur die Sonne kurz die Ehre – eine Seltenheit in diesem Winter. Den Amseln genügt das als Anlass. Eigentlich brauchen sie überhaupt keinen Anlass, um ihrer Lieblingsbeschäftigung zu frönen.
Amselmännchen Eins springt in den Brunnen und beginnt zu planschen. Amselmännchen Zwei landet in der Kletterhortensie. Eins badet weiter. Zwei hüpft auf den Brunnenrand und verscheucht den Konkurrenten. Dabei will er gar nicht baden, nur stänkern und zeigen, wer im Garten das Sagen hat. Aufgeplustert hockt er auf dem Rand und zeigt aller Welt, dass dies sein Badebecken ist.
Was denn, da ignoriert ihn doch so eine freche Meise! Na, der gehören Manieren beigebracht!
Die Meise sucht das Weite. Dafür kommt Zwei zurück. Eins verfolgt ihn sofort. Geschickt lockt Zwei ihn zur Vogeltränke weiter hinten im Garten, indem er vorgibt, dort baden zu wollen. Tatsächlich kehrt er sofort zum Brunnen zurück. Fast wäre der Plan aufgegangen, doch Eins kommt schnell hinter die Finte und jagt Zwei um den Brunnen. Einmal, zweimal herum, dann flüchtet Zwei in die Hortensie. Eins beschließt, der Konkurrenz was vorzubaden.
Unterdessen landet das Amselweibchen in der Vogeltränke und planscht ausgiebig. Sollen die Kerle doch ihre Macho-Spielchen spielen!
Eins hat sich genug vergnügt und tauscht mit Zwei die Plätze, der jetzt auch endlich in Ruhe baden darf, nachdem er die Rangordnung akzeptiert hat. Fragile Harmonie. Mit lautem Tschak, tschak fliegt das Weibchen an den beiden vorbei. Es klingt fast, als lache sie die Männchen aus. Recht hat sie. Die und ihr Imponiergehabe!